Bevor eine Welpe einzieht - Überlegungen

"Wir wollen einen Hund!" - ein Welpe zieht in die Familie ein...

Die Kinder sind größer und wünschen sich einen Hund - und nun?

Nun gibt es verschiedene Voraussetzungen:

- die Eltern lehnen das aus verschiedenen Gründen eindeutig ab. Das ist dann so.

- die Eltern wollen keinen Hund und sagen: wenn ihr (die Kinder) ihn versorgt, dann bekommt ihr einen.

- die Eltern hatten früher auch schon Hunde, kennen sich aus, sind konsequent, geben klar die Richtung vor in Sache Erziehung und wollen schon lange wieder einen Hund.

- die Eltern hatten noch nie einen Hund, können sich das Abenteuer aber vorstellen oder wünschen sowieso schon länger einen Hund.

 

 

Im ersten Fall kann man nichts machen.

 

Im zweiten Fall warnt jeder davor und man sollte unbedingt darauf hören. Es geht in 80% der Fälle schief. Und das ist dann eigentlich immer zu Lasten des Hundes!

 

Im dritten Fall sollten keine Schwierigkeiten auftreten.

 

Im vierten Fall kommt ein großes Abenteuer auf die Familie zu. Und damit der Start vielleicht etwas leichter fällt, kommen hier ein paar Tipps.

 

BEVOR der Welpe einzieht, sollten zuerst die Erwachsenen und dann die ganze Familie zusammen sitzen und sich über folgende Punkte Gedanken machen:

 

Wer ist für die Erziehung zuständig?

Es sollte eine erwachsene Person oder entsprechend "erwachsener" Teenager das Oberkommando über die Erziehung haben = Bezugsperson. Einfachheitshalber steht hier jetzt "sie", weil die Grunderziehung oft die Ehefrau und Mutter übernimmt.

Sie gibt die Kommandos vor, damit diese vor allem in der Lernphase einheitlich sind.

Sie sollte mit dem Welpen in den Welpenstunde und zum Erziehungstraining gehen.

Sie setzt Grenzen und achtet auf die Konsequenz. Sie füttert den Hund.

Sie gibt innerhalb der Familie vor, wie mit dem Welpen umgegangen wird und hier sollte es bei der direkten Erziehung keinen Widerspruch geben.

Sie macht die meisten Spaziergänge und hat den Welpen in den ersten Wochen und Monaten die meiste Zeit.

Diese Zuständigkeit kann sich im Laufe der Zeit verschieben, sie ist vor allem in den ersten Monaten sehr wichtig und sollte da nicht wechseln.

 

Wo schläft der Hund?

Am Anfang ganz klar bei einem Erwachsenen, möglichst jemand mit leichtem Schlaf, der leicht aufsteht. Hier geht es nämlich um das Stubenrein-werden. Wenn der Welpe aufwacht, sollte er SOFORT hinaus können, um zu pinkeln. So passieren die wenigsten Missgeschicke. Dies kann man mit der Zeit immer mehr hinauszögern.

Der Schlafplatz des Welpen sollte für alle klar sein. Zumindest in den ersten Wochen sollte der Welpe nachts nicht alleine schlafen. Am besten eignet sich ein Korb neben dem Bett der Bezugsperson.

Wenn der Hund größer / älter ist, sucht er sich seinen Schlafplatz selber und der kann wieder wo anders sein.

Man sollte kläre und EINSTIMMIG beschließen, ob der Welpe ins Bett darf oder nicht. Und daran müssen sich alle halten! Eine Alternative kann sein, neben jedes Bett bzw. den Sofa eine Hundedecke oder Korb zu stellen. So kann auch beim Einschlafen oder Abends auf dem Sofa eine enge Bindung zum Welpen hergestellt werden.

Die meisten Hunde wollen mehr als einen Schlafplatz - je nachdem wo sich die Familie aufhält, z.B. nachmittags im Wohnzimmer/Esszimmer, nachts im Elternschlafzimmer, vormittags im Büro.

Hunde bevorzugen Plätze, wo sie (Zugluft) geschützt liegen und möglichst viel sehen können. Sie sind neugierig und wollen auch beim ausruhen meist nichts verpassen.

 

Wo frißt der Hund?

Wo soll die Wasserschüssel und der Futternapf stehen? Hier sollte der Hund seine Ruhe haben. Es sollte kein Teppichboden darunter sein oder man muss eine große Gummimatte im Bedarfsfall darunter legen können. Man sollte als Mensch, vor allem als Kind, nicht darüber stolpern! Die Nähe zu einem Wasserhahn hat den Vorteil, daß Kinder nicht so viel Wasser verschütten, wenn sie den Napf auffüllen.

 

Was soll der Hund im Laufe der nächsten 1-2 Jahre lernen?

Welche Kommandos sind wichtig? Diese muss der Hund bei allen Familienmitgliedern befolgen! z.B. "Hier", "Platz".

Soll er sonst noch was bestimmtes oder besonderes lernen? Z.B. die hauseigenen Kleintiere in Ruhe lassen, nicht zu bellen wegen den Nachbarn, längere Zeit alleine zu bleiben, weil vormittags alle außer Haus sind, usw.

Möchte ein Familienmitglied Hundesport machen, soll er als Jagdhund, Rettungshund oder ähnliches ausgebildet werden?

Wenn alle wissen, was das Ziel der Hundeausbildung ist, können vor allem Kinder es besser verstehen, warum man mit einem Hund etwas übt, warum sie das oder jenes machen oder nicht machen sollen.

 

Wer geht mit dem Hund raus?

In den ersten Wochen ein Erwachsener oder älterer Teenager, am besten die Erziehungsperson. Kinder unter 14 sollten nicht alleine mit einem Welpen spazieren gehen. Zum einen können sie meist nicht einschätzen, was der Welpe gerade erlebt (z.B. ob er sich an einer Baumaschine erschreckt) bzw. wissen nicht, wie sie in einem Problemfall reagieren sollen (dem Welpen richtig aus seiner Angst helfen).

Zum anderen gibt es (leider) immer noch genügend andere Hundebesitzer, die der Meinung sind "Mein Hund tut nichts!" und einem Welpen wegen dem "Welpenschutz" schon gleich gar nicht. Beides ist absolut gefährlich! Welpenschutz gibt es nur in einem Rudel, das heißt innerhalb der Familie. Schon der tägliche Hundetreff gehört da nicht mehr dazu!

Und "mein-Hund-tut-nichts" ist nur die Übersetzung von "mein Hund ist absolut nicht erzogen" oder "mir sind die anderen total egal". Beides kann für einen Welpen eine so unangenehme Erfahrung bedeuten, daß er Angst vor anderen Hunden bekommt. Hier muss das menschliche Rudelmitglied dem Welpen Schutz bieten und es unter Umständen "retten" können. Ein Kind unter 14 Jahren ist damit in der Regel überfordert.

Ist der Hund älter (z.B. über 1 Jahr), schon recht gut erzogen, Kind und Hund kennen sich gut, haben schon Gehorsam zusammen geübt und kennen sich mit der Begegnung anderer Hund etwas aus, so können auch jüngere Kinder mit dem Hund bekannte Routen laufen.

 

Wer füttert den Hund?

Ganz klar die Bezugsperson! Sie sollte ein Auge auf die Menge haben und was gefüttert wird. Ein dicker Welpen bzw. Junghund bekommt Probleme mit seinen Gelenken und Gesundheit.

Damit Kinder den Hund auch belohnen oder ein kleines bißchen füttern können, kann z.B. ein Teil des Trockenfutters für den Welpen täglich in eine Gefäß getan werden und daraus darf sich dann jeder die gewünschten Leckerli nehmen und füttern. Was Abends nicht weg ist, kommt in die letzte Mahlzeit des Tages. Aber nicht mogeln!

Süßigkeiten jeder Art sind für Hund tabu, weil sie gesundheitsschädlich sind. Geeignet sind Kaustangen, Trockenfutter und spezielle Hundeleckerli.

 

Wo hat der Welpe seinen Rückzugsort?

An diesem Platz, wo er immer hin gehen können sollte, hat der Welpe seine Ruhe. Dort wird er von allen in Ruhe gelassen. Auch und vor allem von Kindern und Besuchern. Dazu eignet sich z.B. sein normaler Korb. Es kann aber auch ein Platz im Bad oder Schlafzimmer sein, wenn die Türe dazu normalerweise offen steht. Der Welpe sollte dort einen normalen Schlafplatz haben.

Hier kann er sich "verstecken" oder in Ruhe eine Kaustange fressen.

Es ist wichtig, daß die Kinder dies verstanden haben und einhalten. Sonst fühlt sich ein Welpe unter Umständen so bedrängt, daß er irgendwann seine Zähne zur Hilfe nimmt, um in Ruhe gelassen zu werden.

 

Was machen, wenn der Hund nass und dreckig vom Spaziergang zurück kommt?

Das passiert leider häufig genug. Deshalb ist es sinnvoll und Nerven schonend, sich darüber vorher klar abzusprechen. Ansonsten bringt der Hund viel Dreck in die Wohnung, was zu zusätzlicher Arbeit und oft Streit führt.

Evtl. kann der Hund in so einem Zustand gleich ins Gästeklo für ein paar Minuten oder durch den Kellereingang in einem Raum, wo es keine Rolle spielt. Im Notfall kann es auch der Kofferraum des Autos sein.

Es geht nur darum, daß der begleitende Mensch sich und vielleicht die kleineren Kinder zuerst ausziehen kann, ein altes, nassen Handtuch holen kann und dann den Hund säubert, bevor dieser durch die Wohnung flitzt.

Wenn an diesem Platz eine Hundedecke liegt und vielleicht immer eine kleine Kaustange, dann lernt der Welpe schnell, daß man dort erwartet wird, ein paar Minuten warten muss, dafür aber was zu fressen hat und dann trocken gerubbelt wird (was die meisten Hund mögen).  Es ist einfach ein Ritual, wie für Kinder Zähne putzen.

 

 

Was darf der Hund - und was nicht?

 

Darf er betteln, wenn die Familie beim Essen sitzt?

Darf der Hund vom Tisch gefüttert werden?

Nein. Das mag bei einem Welpen nett sein, aber bei einem erwachsenen Hund kann das lästig bis unangenehm sein und es fördert das Klauen vom Tisch. Eine Lösung kann sein, daß nach dem Essen jeder der möchte einen Leckerbissen dem Hund in seinen Napf tut.

 

Darf der Hund auf den Sofa?

Nein. Auch wenn man eigentlich nichts dagegen hat, so ist das ein Punkt, der dem Hund erst viel später "zusteht" (nämlich wenn er gut erzogen ist), wenn überhaupt.

Eine erhöhte Liegeposition signalisiert einem Hund eine höhere Position innerhalb des Rudels. Diese steht einem Welpen definitiv nicht zu. Das ist eines von mehreren kleinen Zeichen, wie man einem Welpen einfach zeigen kann, wer der Rudelchef im Haus ist, bzw. wer in der Rangordnung höher steht.

Wird dies befolgt, so wird die Erziehung deutlich einfacher.

Auch gesundheitlich sollte der Welpe irgends hoch- oder runterspringen wegen seiner Gelenke.

 

Darf der Welpe im Spiel einen Menschen zwicken, auf der Hand rumkauen oder am Ärmel ziehen?

Nein. Wenn Kinder im Haushalt leben oder oft zu Besuch kommen, ist es wichtig, daß der Welpe schnell lernt, daß bei so einem Verhalten das Spielen sofort abgebrochen wird. Ein halbstarker Junghund kann sein Temperament, seine Kraft und seine Zähne nicht immer richtig einschätzen und so ist es wichtig, daß er gleich lernt, vorsichtig zu sein.

 

Darf der Welpe hochspringen, bzw. sich an einem Menschen "abstützen"?

Nein. Ein hochspringender Hund, auch wenn er es nur aus Freude tut und "ganz lieb ist" kann ein Kind oder auch einen Erwachsenen umschmeißen. Das birgt Verletzungsgefahr. Und nicht jeder Besucher liebt Hunde und kann dieses Verhalten einschätzen.

Außerdem freuen sich Besucher nicht, wenn ihre Kleidung gleich mit Hundepfoten versehen wird oder durch die Krallen einen Riss bekommen.

Um dem Hochspringen entgegen zu wirken, kann man zur Begrüßung des Welpen in die Hocke gehe. JEDE Art des Hochspringens wird klar unterbunden.

 

Darf der Welpe einen Menschen abschlecken?

Das ist Geschmackssache. Ich mag es nicht. Ich weiß nicht, was der Hund vorher abgeschleckt hat und es birgt ein Krankheitsrisiko. Aber das sollte vorher abgesprochen werden, damit sich alle gleich verhalten. Ansonsten kann man einem Welpen der einen gerne abschleckt, dies nicht oder nur schlecht abgewöhnen.

 

Darf der Hund an der Leine ziehen?

Nein. Das ist eine Unart, die leider viel zu viele Menschen ihren Hunden erlauben. Der Mensch ist der Rudelchef und sagt, wo der Weg hin geht. Nicht der Hund. Außerdem besteht für Kinder die Gefahr, daß ein ziehender Hund das Kind umreisst (und es sich verletzen kann).

Im Gegenzug ist es mehr als eine Höflichkeit dem vierbeinigen Rudelmitglied gegenüber, ihn ebenfalls nicht durch die Gegend zu ziehen.

 

 

 

Alle Familienmitglieder sollten sich über die Antworten zu dieser Frage klar sein:

Warum ist eine gründliche Erziehung wichtig?

- um ein Hundeleben lang Spaß mit seinem Hund zu haben

- ein gut erzogener Hund macht das "Zusammenleben" mit den Mitmenschen wie Nachbarn entspannter.

- man kann Besuch genießen.

- man kann den Hund viel leichter überall hin mitnehmen, wenn er sich zu benehmen weiß!

- Spaziergänge machen viel mehr Spaß, wenn man nicht durch die Gegend gezogen wird, sondern seinen Hund auch von der Leine lassen kann.

- eine gute Erziehung verringt die Gefahr eines Unfalls (z.B. Hund-Auto oder Mensch-Hund).